„Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten. Da es im Sport längst nicht mehr nur um Ruhm, sondern auch um Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist die sichtbarste.“
Dieter Grimm
Täglich erleben wir das Phänomen. In den Stadien, auf den Rennpisten, in den Sporthallen, auf den Straßen, zu Land, zu Wasser, in der Luft und dank der Medien ununterbrochen 24 Stunden pro Tag begegnen wir ihm, dem Sport. Er ist überall. Wir alle sind von ihm direkt oder indirekt beeinflusst. Wer von uns weiß jedoch genau, was Sport ist? Hat sich die Bedeutung dieses aus dem Englischen stammenden Wortes seit dessen Verbreitung in den modernen Sprachen am Anfang des 19. Jahrhunderts verändert? Inwieweit übt er einen positiven oder negativen Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen aus?
Nach Röthig und Prohl (Röthig 2003) hat sich der Begriff Sport seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt, dessen präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung sich deshalb nicht vornehmen lässt. Die Autoren vertreten die Ansicht, dass das, was im allgemeinen unter Sport verstanden wird, weniger eine Frage wissenschaftlicher Dimensionsanalysen ist, sondern weit mehr von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gegebenheiten bestimmt wird. Darüber hinaus verändert, erweitert und differenziert das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffsverständnis von Sport.
Bedeutungen, die der Ausdruck Sport hat, sind heutzutage ganz wesentlich durch den umgangssprachlichen Gebrauch und Kontext geprägt, in dem der Ausdruck verwendet wird. Bei manchen assoziiert er Wettkampf und Leistung, bei anderen Hobby und Vergnügung; diese Stichwörter charakterisieren zwei am meisten verbreitete Erscheinungsformen des Sports – den Leistungs- und Breitensport. Die Skala der Sportformen, wie sie in Deutschland aufgefasst sind, ist jedoch breiter. Für Zwecke unseres Fachs und dieses Lehrwerks gut geeignet halten wir die Kategorisierung des Sports nach Haag (Haag 1987), der davon ausgeht, dass neben der Ausdifferenzierung des Sports in die konkreten einzelnen Sportarten (siehe das Kapitel Kategorisierung der Sportarten) der aktive Sport (mit nahezu allen seinen Sportarten) nach folgenden Kriterien gruppiert werden kann:
- Begründung für das Sporttreiben
- Akteure des Sports
- Zeit des Sporttreibens
- Organisationsform des Sporttreibens
- Begründung
für das Sporttreiben
- Freude an Bewegung und Spiel
Freizeit-, Breiten-, Urlaubssport, kleine Spiele - Streben nach persönlicher Leistung und
Erkennen ihrer Grenzen
Leistungs- bzw. Spitzensport - Gegengewicht zum Alltags- und Berufsleben
Freizeit-, Ausgleichssport - Streben nach Leistungsvergleich
Wettkampfsport - Erhaltung bzw. Wiederherstellung des
körperlichen und des seelisch-geistigen Wohlbefindens
Gesundheits-, Ausgleichssport, Rehabilitation, Krankengymnastik - Streben nach Selbsterfahrung durch und in sozialen
Kontakten
Große Spiele, Vereinsleben - Existenzsicherstellung
Berufssport (Profisport) - Prestigestreben
Wettkampfsport
- Freude an Bewegung und Spiel
- Akteure des
Sports
- Einteilung nach Alterskategorien
Kinder-, Jugend-, Erwachsenen-, Seniorensport - Einteilung nach Geschlecht
Jungen- und Männersport, Mädchen- und Frauensport - Einteilung nach beruflichen Kriterien
Schüler-, Studenten-, Betriebs-, Berufssport - Einteilung nach anderen Gruppenmerkmalen
Behindertensport; Sport im Justizvollzug
- Einteilung nach Alterskategorien
- Zeit des
Sporttreibens
- Frühsport (Morgengymnastik), Pausensport, Feierabendsport, Wochenendsport, Urlaubs- und Freizeitsport, Berufssport
- Organisationsform
des Sporttreibens
- Schul-, Vereins-, Hochschul-, Betriebs-, Polizeisport, Sport in kommunalen und kirchlichen Gruppen usw.
Sport beinhaltet jedoch nicht nur das aktive Sporttreiben – aktiver Sport – sondern auch die vielfältigen Möglichkeiten anderer Beschäftigung auf diesem Gebiet, ohne dass man an Bewegungsaktivitäten aktiv teilnimmt. Passiver Sport (z. B. Teilnahme an Sportveranstaltungen als Zuschauer, Angehörigkeit zum Fanklub einer Sportmannschaft, haupt- und ehrenamtliche Tätigkeit in einem Sportverein oder -verband).
Tendenzen zunehmender Professionalisierung, Kommerzialisierung und Technologisierung haben zu instrumentalisierten Sportformen geführt, wie Show-Sport, Konsum-Sport, Medien-Sport oder Circus-Sport.
Aus den neueren sozialwissenschaftlichen Diskussionen hat es sich ergeben (Röthig, Prohl 2003), dass sich der Sport in den modernen Gesellschaften der Perspektivenvielfalt entsprechend weiter ausdifferenziert. Man spricht von der „Versportlichung der Gesellschaft und der Entsportlichung des Sports“, wobei die „Versportlichung der Gesellschaft“ bedeutet, dass immer mehr Menschen aktiv oder passiv am Sport teilnehmen und darüber hinaus sportliche Sinnmuster wie Fitness, Leistungsfähigkeit oder Jugendlichkeit zu einem Leitmuster der Alltagskultur erhoben werden. Dieser Ausweitung des Sport-Begriffs entspricht eine „Entsportlichung“ der traditionellen Sport-Auffassung. Es wird damit eine Vielzahl von neuen (Mode)Sportarten und Bewegungsaktivitäten wie z. B. Extremsport, Funsport gemeint, die neben traditionellen Sportarten aufgetaucht sind.
Während im Deutschen der Fachausdruck Sport breit aufgefasst wird, was durch die Aufzählung von einzelnen, inhaltlich jedoch genau abgegrenzten Kategorien zu belegen ist, wie oben angeführt, wird im Tschechischen konsequent zwischen dem Sport und der Leibeserziehung (bis zum Jahr 1989 Körpererziehung) unterschieden. Diese Tatsache spiegelt sich bereits in der Bezeichnung der zwei bedeutendsten, im Bereich der Sportwissenschaft tätigen Hochschuleinrichtungen beider Länder wider, die die Deutsche Sporthochschule Köln und die Fakultät für Leibeserziehung und Sport der Karls Universität in Prag repräsentieren. Die Benennung des Studienfachs lautet: die Sportwissenschaft(en) auf Deutsch und Leibeserziehung und Sport auf Tschechisch. Auf der Sprachebene ist noch ein Problem zu lösen, und zwar der Bedeutungsunterschied zwischen den Ausdrücken Leib und Körper, für die es im Tschechischen ebenso wie im Englischen (body) nur ein Äquivalent gibt.
Leib und Körper des Menschen werden für Grundbegriffe der Sportanthropologie gehalten. Sie gehören auch zu den ältesten Themen der Theorie der Leibeserziehung bzw. Sportpädagogik. Die Begriffe Leib und Körper werden nach Grupe (Röthig 2003) oft und meistens nicht einheitlich verwendet. In philosophisch und geisteswissenschaftlich orientierten Arbeiten wird häufig der Begriff Leib im Sinne des beseelten Körpers bevorzugt, während der Begriff Körper eher in sozialwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen zu finden ist. Die neuere Sportanthropologie sieht sie jedoch im Zusammenhang eines dynamischen, prozessualen und komplexen Person-Leib-Welt-Verhältnisses. Die traditionelle dualistische Trennung von Geist, Körper und Umwelt soll damit vermieden werden. Leib und Körper werden als „Aspekte“ des menschlichen Daseins angesehen.
Der Begriff Leibeserziehung entstammt der Reformpädagogik, die auf der Grundlage der Leiblichkeit des Menschen durch Bewegung, Spiel und Sport einen Beitrag zur Gesamterziehung des Menschen leisten wollte, als deren integrierenden Bestandteil sie die Leibeserziehung sah. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Leibeserziehung politisiert und damit ihres ursprünglichen Sinnes beraubt. Nach dem 2. Weltkrieg knüpfte man erneut an die Ideen der Reformpädagogik an. Die Leibeserziehung wurde als ein notwendiger Bestandteil der Gesamterziehung verstanden, die den Prinzipien der Entwicklungsgemäßheit, Natürlichkeit, der Lebensnähe, Spontaneität, Ganzheitlichkeit, Gemeinschaftsgebundenheit, Wertgerichtetheit, Volkstümlichkeit und Strukturgemäßheit folgt. Infolge des Übergangs zur curriculum-theoretischen Sportdidaktik sowie der Etablierung der Sportwissenschaft an den Hochschulen Ende der 1960er Jahre wurde die Leibeserziehung binnen kurzer Zeit abgelöst. Insofern ist sie sowohl die Vorläuferin der Sportwissenschaft als auch die direkte Vorgängerin derer Teildisziplin – der Sportpädagogik. Die Kernfragen der Leibeserziehung haben nach Meinberg (Röthig 2003) überdauernde Aktualität bewahrt.
Hummel (Röthig 2003) hält Körpererziehung für einen traditionsreichen und vielschichtigen Begriff der Erziehungs- und Sportwissenschaft. In der ursprünglichen Auffassung, im Kontext der Reformpädagogik wurde darunter eine vor allem biologisch-natürlich begründete Menschenbildung vom Körper aus verstanden. Ausgangspunkt war der Körper (Organismus), Ziel der gesamte Mensch als Körper und Leib. Durch körperliche Erziehung sollte körperliche Entwicklung und darüber hinaus die Gesamtentwicklung des Menschen beeinflusst werden. In jüngerer Zeit wird dieser Begriff nur selten verwendet, denn wesentliche Bedeutungen sind in den neuen Ausdrücken Bewegungserziehung und Sporterziehung beinhaltet.
In der jüngeren deutschsprachigen Fachliteratur wird der Ausdruck Körpererziehung in folgenden Kontexten verwendet:
- Körpererziehung als Bestandteil der Gesamterziehung im sozialistischen Schulwesen in Übereinstimmung mit der Marxschen Auffassung von Erziehung;
- Körpererziehung als Bezeichnung eines Schulfachs in der ehemaligen DDR, das heute in Deutschland als Sport bzw. Schulsport bezeichnet wird; Bestandteil der sozialistischen Körperkultur;
- Körpererziehung als Titel einer Fachzeitschrift für Aus-, Fort- und Weiterbildung von Sportlehrern in der DDR (1950 – 2000), die sich im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zu einem modernen Magazin wandelte und wichtige Beiträge zur Erneuerung des Schulsports besonders in den neuen Bundesländern leistete;
- Körpererziehung als ein Teil des Namens Institut für Körpererziehung – in den Jahren 1950 – 1970 sportwissenschaftliche Einrichtungen in der DDR, in denen Lehrer für Schulsport herangebildet worden sind.
Behindertensport bezeichnet den Sport, der von Menschen mit Behinderungen ausgeübt wird. Er wird als Breiten- und Leistungssport durchgeführt und umfasst nahezu alle Sportarten. In Deutschland wird der Behindertensport von dem Deutschen Behindertensportverband (DBS, gegründet 1951) organisiert, der dem Deutschen Sportbund angeschlossen ist. Der Behindertensportverband untergliedert sich in Landessportverbände und Sportvereine. Die Behindertensportverbände bieten in Deutschland Sport für eine Reihe von Behinderungen an, wie z. B. Allergie, Asthma bronchiale, Blindheit und Sehbehinderung, Diabetes mellitus, Gefäß- und Herzerkrankungen, Gehörlosigkeit, Geistige Behinderung, Körperbehinderungen, Krebs, Multiple Sklerose, Muskelerkrankungen, Nierenerkrankungen, Osteoporose, Psychische Erkrankungen, Querschnittslähmungen und Rheumatismus.
Der Behindertensport wird vorwiegend in Gruppen angeboten und erfolgt in Zusammenarbeit mit ausgebildeten Übungsleitern oder Krankengymnasten. Durch den Behindertensport erhalten viele kranke und behinderte Menschen außerhalb des Krankenhauses die Möglichkeit, ein regelmäßiges Training durchzuführen.
Mehr als 90% des Behindertensports werden als Breiten- und Freizeitsport angeboten und sollen Lebenshilfe, Körpererfahrung und Geselligkeit vermitteln. Traditionelle Freizeitsportarten für Behinderte sind das Schwimmen und jegliche Form der Gymnastik. Als beliebte „neuere“ Sportarten gelten die Rückschlagspiele Tischtennis, Indiaka und Rollstuhltennis sowie im Winter das Monobob- und Langlaufschlittenfahren. Großer Popularität freuen sich unter Behinderten auch die Outdoor-Aktivitäten wie Ruder- oder Kajak-Wanderfahrten, Segeln, Radtouren u. a.
Damit die Leistungen untereinander vergleichbar sind und alle Athleten dieselben Chancen haben zu gewinnen, werden im Behinderten-Wettkamp- und -Leistungssport 6 Klassen nach der Art der Behinderung und deren funktionellen Auswirkung auf die beteiligten Sportler unterschieden. Es handelt sich um folgende Behinderungsgruppen:
- Amputierte
- Blinde und Sehbehinderte
- Cerebral-Paretiker
- Hörgeschädigte
- Mentalbehinderte
- Rollstuhlfahrer
Die Vielzahl der angebotenen Wettkampfsportarten geht aus der beigefügten Tabelle hervor.
Analog zu den Olympischen Spielen gibt es für Sportler mit körperlichen Behinderungen Paralympics, die jeweils kurz nach den Olympischen Spielen stattfinden. Für Gehörlose gibt es Deaflympics, für geistig Behinderte die Special Olympics.
Geeignet für | Rollstuhl-fahrer | Spastiker | Amputierte Die Anderen | Sehge-schädigte | Gehörlose |
Basketball | X | - | - | - | X |
Boccia | - | X CP 1 | - | - | - |
Bogenschießen | X | X | X | - | - |
Bosseln | X | X | X | X | - |
Faustball | - | X | X | - | X |
Fechten | X | X | X | - | - |
Federball | - | X | X | - | - |
Flugball | - | X nur Frauen | X | - | - |
Fußball | - | X | - | - | X |
Fußballtennis | - | - | X | - | - |
Gewichtheben | X | - | - | - | - |
Goalball | - | - | - | X | - |
Gymnastik | X | X | X | X | X |
Handball | - | - | - | - | X |
Judo | - | - | - | X | - |
Kegeln | - | X | X | X | X |
Kraftsport | - | X | X | - | - |
Leichtathletik | X | X | X | X | X |
Motorsport | - | - | - | - | X |
Prellball | - | X | X | - | - |
Radsport | - | X | X | X | X |
Reiten | - | X | X | - | - |
Rollstuhl-Tanz | X | - | - | - | - |
Schach | - | - | X | X | - |
Schwimmen | X | X | X | X | X |
Sportschießen | X | X | X | - | X |
Skilauf/Skibob | X | X | X | X | X |
Sitzball | - | X | X | - | - |
Sitzvolleyball | - | X | X | - | - |
Tennis | X | - | - | - | X |
Tischtennis | X | X | X | - | X |
Volleyball | - | xCP 7/8 | X | - | X |
Wasserball | - | X | X | - | X |
Wassersport | - | - | X | X (mit Sehenden) | - |
Aus K.H. Arndt, Sportmedizinische Betreuung bei Sportveranstaltungen |
(Bearbeitet nach Neumann 1994.)
Hörtext 2: Drachenbootssport
Ergänzen Sie folgende Aussagen:
- Der Drachenbootssport zählt heute zu ....................
- Diese Tradition ist mit einer .................... Geschichte verbunden.
- Die Beliebtheit dieser Sportart in Asien wird mit derjenigen .................... in Europa verglichen.
- Ein Drachenboot wird wie folgt beschrieben: ....................
- Für den nötigen Vorschub des Boots sorgen ....................
- Für die gewollte Richtung ist .................... zuständig.
- Die Trommel kümmert sich um....................
- Der Gong-Mann ist ...................., der die Arbeit ....................
- Die Flagcatcher gibt es nur ....................
- Das in Europa am meisten verbreitete Boot nennt man ....................
- Dieses Boot hat das Gewicht ca. ....................
- Zu den bekanntesten traditionellen Ritualen gehören ....................